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AI

LLM: Austauschbar oder Erfolgsfaktor?

Thomas Fleck
Thomas Fleck |

Ist das Large Language Model austauschbar – oder doch der entscheidende Erfolgsfaktor?

In meinem letzten Beitrag habe ich die These aufgestellt, dass das LLM für Business-Anwendungen eher ein austauschbares Werkzeug als der zentrale Erfolgsfaktor ist. Doch wie sieht die Gegenposition aus? Gibt es Fälle, in denen das gewählte Modell eben nicht beliebig ersetzbar ist – und vielleicht sogar den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmacht?

Wer hat das bessere Argument?

Gegenargument 1: „Nicht jedes Modell ist gleich gut – Unterschiede in Qualität und Leistung“

Man könnte sagen: „Natürlich ist das LLM entscheidend! Es gibt große Unterschiede zwischen Modellen – und diese Unterschiede beeinflussen direkt die Qualität der Antworten.“

Beispiel: GPT-4 ist in vielen Fällen kreativer und präziser als GPT-3.5. Claude schneidet oft besser bei langen Kontexten ab. Open-Source-Modelle wie Llama 2 oder Mistral sind zwar günstiger, aber meist schwächer in der generativen Qualität.

Wenn das Modell schlechtere Antworten liefert, beeinflusst das direkt den Nutzen der Anwendung. Wer z.B. eine AI für juristische Analysen baut, kann sich keine „fast richtigen“ Ergebnisse leisten – das richtige Modell ist hier essenziell.

Gegenargument 2: „Manche Use Cases erfordern spezialisierte Modelle“

Nicht jedes Business-Problem kann mit einem generischen LLM gelöst werden. Ein Finanz-LLM, ein juristisches LLM oder ein medizinisches Modell sind nicht einfach durch ein anderes zu ersetzen.

Beispiel:

  • BloombergGPT ist speziell für den Finanzmarkt trainiert – ein allgemeines GPT-4 kann da nicht mithalten.
  • Med-PaLM von Google ist auf medizinische Diagnosen optimiert und würde besser abschneiden als ein Standardmodell.

Wenn ein Business-Modell auf hochspezifische Präzision setzt, ist das LLM nicht einfach austauschbar.

Gegenargument 3: „Die Wahl des LLM beeinflusst Datenschutz und Compliance“

Nicht jede Organisation kann einfach irgendein LLM nutzen – es gibt regulatorische und ethische Einschränkungen.

Beispiel:

  • Unternehmen mit sensiblen Daten (Banken, Krankenhäuser, Behörden) dürfen oft keine Cloud-Modelle wie OpenAI oder Google nutzen.
  • Open-Source-Modelle wie Mistral oder Llama 2 sind hier attraktiver, weil sie On-Premise laufen können.

Die Wahl des Modells kann also eine kritische Business-Entscheidung sein, weil sie bestimmt, ob das Produkt überhaupt in bestimmten Märkten eingesetzt werden kann.


Welche Seite hat nun die besseren Argumente?

Wie so oft: Es kommt drauf an.

Das LLM ist austauschbar, wenn…

  • Der Use Case allgemeine Sprachfähigkeiten nutzt (z. B. Chatbots, Content-Generierung, allgemeine Automatisierung).
  • Das Produkt durch RAG, APIs oder andere Mechanismen mehr vom „Drumherum“ als vom Modell selbst lebt.
  • Die Architektur der Anwendung es ermöglicht, verschiedene Modelle zu testen oder auszutauschen.

➡ Fazit: In vielen Business-Anwendungen entscheidet die Einbettung in Prozesse, nicht das Modell selbst.

Das LLM ist NICHT austauschbar, wenn…

  • Die Anwendung auf extreme Präzision angewiesen ist (z. B. Recht, Medizin, Finanzen).
  • Regulatorische oder Compliance-Anforderungen eine Rolle spielen (z. B. Datenschutz, KRITIS).
  • Die Anwendung domänenspezifische Modelle oder Fine-Tuning benötigt.

➡ Fazit: Wenn das Modell der USP des Produkts ist, dann ist es nicht einfach ersetzbar.


Mein persönliches Fazit: Das Modell ist wichtig – aber oft nicht das zentrale Erfolgskriterium

Für die meisten Business-Anwendungen ist das LLM eine Plattform-Technologie – wichtig, aber nicht der USP. Es ist wie ein Betriebssystem oder eine Datenbank: Man braucht es, aber der eigentliche Wert entsteht durch das, was drumherum passiert.

Aber: Es gibt Fälle, wo das LLM den Unterschied macht – gerade in hochspezialisierten oder regulierten Bereichen.

Was denkt Ihr? Ist das LLM in Eurem Business ein entscheidender Faktor – oder nur ein Mittel zum Zweck?

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